Raffles 1887
PROFESSOR GERRY MCGOVERN OBE ist seit über vier Jahrzehnten im Bereich Automobildesign tätig. Seit 20 Jahren beaufsichtigt er im Rahmen seiner Position als Chief Creative Officer bei Jaguar Land Rover (JLR) die Entwicklung von Range Rover, dem bevorzugten Luxusfahrzeugpartner von Raffles. Sein Portfolio umfasst zwei Generationen des Range Rover Flaggschiffs und die Wiedergeburt des klassischen Defender, also einige der bekanntesten Fahrzeugmodelle der Welt. Er war auch maßgeblich an der Schaffung der Markenwelten beteiligt, die jedes Modell umgeben. Hier, exklusiv für Raffles 1887, spricht er mit JAMES OGILVY, einem Veteranen der Luxusbranche, darüber, was hinter seinem Designansatz steckt.
JAMES OGILVY
Gerry, ich weiß, dass Sie üblicherweise viele technische Fragen zu den Fahrzeugen hören, aber ich will einen Schritt zurückgehen und darüber sprechen, was hinter dem Design steckt, über die Kunst und Philosophie. Sie werden ja auch passenderweise als „Chief Creative Officer“ und nicht als „Chief Designer“ bezeichnet. Was bedeutet das für Sie?
GERRY MCGOVERN
Ein Chief Creative Officer ist in der Automobilbranche etwas Besonders – in der Luxusbranche ist diese Position normal. Im Allgemeinen konzentrieren sich Chefdesigner aus der Automobilwelt sehr auf das Design ihrer Produkte. Wenn es um die Schaffung der Marke geht – die Markenwelt und all ihre Kanäle – wird dies an Marketingteams und Kreativagenturen übertragen. Der Nachteil dieses Ansatzes ist, dass es kein umfassendes kreatives Narrativ gibt. Mit anderen Worten, die Kreativität hinter den Produkten ist oft nicht die Kreativität hinter der Marke. Wir bei JLR gehen unser „Markenhaus“ – Range Rover, Defender, Discovery und Jaguar – auf ganz andere Weise an, wobei ich mit meinen Teams die Verantwortung für den kreativen Ansatz sowohl für die Produkte als auch für die Marken übernehme. Daher überwache ich die Designausrichtung der Produkte – das gesamte Außen-, Innen- und Materialdesign – sowie die kreative Entwicklung unserer Marken.
JO
Können Sie das „Markenhaus“ näher erklären?
GMcG
Dabei geht es um eine Reihe von Marken, die einzigartig britisch sind. Jeder Range Rover, Defender, Discover und Jaguar hat für sich eine „Markenwelt“. Die Markenwelten definieren einzigartige Werte und Ziele, die jeder Marke eine luxuriösere Positionierung verleiht. Und meiner Meinung nach geht das am besten, wenn Sie Kreativität in den Mittelpunkt stellen. In vielen Automobilunternehmen wird Kreativität in der Regel als Erdbeere auf der Sahnetorte betrachtet. Aber wir glauben, dass es von entscheidender Bedeutung ist, eine emotionale Verbindung mit dem Kunden herzustellen, die authentisch und glaubwürdig ist. Tatsächlich geht es darum, das Leben der Menschen zu bereichern. In Wirklichkeit braucht niemand einen Range Rover, aber vielleicht möchte er einen. Das ist der große Unterschied zwischen einem normalen und einem Luxusprodukt, und Range Rover hat dieses Niveau bereits erreicht.
JO
Wie organisieren Sie dies im Unternehmen?
GMcG
Was ich getan habe – und was sich wieder völlig von dem unterscheidet, was Sie sonst vom Automobilgeschäft kennen – ist, eine „Markendesign“-Organisation zu schaffen, eine Gruppe von Architekten, Produktdesignern, Grafikdesignern, UX/UI-Designern, kreativen Strategen ... eine ganze Gruppe verschiedener Kreativer, die die Markenwelt erschaffen. Ich verlagere den Fokus von der Idee einer industriellen Plattform hin zu einem Konzept, wie man eher in der Luxusbranche findet, wo der CEO und die künstlerischen Leiter eng zusammenarbeiten. Möglicherweise betrachte ich in einem Moment die Markenhäuser, die wir weltweit für Range Rover entwickeln, und im nächsten Moment befasse ich mich mit dem Defender der nächsten Generation, an dessen Design wir gerade arbeiten.
JO
Wenn ich mir den großen Range Rover anschaue, insbesondere die Art und Weise, wie er in der Werbung präsentiert wird, sehe ich eine Skulptur, ein wirklich schönes Objekt. Können Sie über die Bedeutung von Kunst, Architektur und Skulptur sprechen und darüber, wie dies Ihr Design beeinflusst?
GMcG
Meine visuelle Sensibilität entwickelte sich in den 40 Jahren meiner beruflichen Tätigkeit. Meine ständige Neugier auf Kunst, Architektur, Produktdesign, Fotografie und Kultur inspiriert mich jeden Tag.
Ich bin in Coventry aufgewachsen, das praktisch wieder neu aufgebaut wurde, weil es im Zweiten Weltkrieg bombardiert wurde. Coventry war der erste Ort, an dem ein engagierter Stadtarchitekt – Sir Donald Gibson – wirkte. Er war ein Modernist, der eine Vision für Coventry entwickelte, die nicht nur modern, sondern auch künstlerisch war. Als ich jung war, gab es ein berühmtes Café namens Round Café. Es war komplett aus Glas und stand auf einem erhöhten Sockel. Es war wie eines von Saarinens Space Age-Designs oder das berühmte LAX-Gebäude von Luckman. Als Kind habe ich oft in diesem Gebäude gesessen, habe hinausgeschaut und mir vorgestellt, ich wäre in der Zukunft. Seitdem bewundere ich Architekten wie Mies [van der Rohe], Neutra und Corbusier. Aber ich wollte auch Maler werden – ich war schon immer von Malerei fasziniert – und vor allem von den abstrakten Expressionisten: Rothko, Pollock, de Kooning, Krasner und Frankenthaler sowie von Bildhauern wie Moore, Giacometti und Hepworth. Als ich auf das Royal College of Art ging, waren einige davon bereits dort gewesen, sodass ich das Gefühl hatte, in ihre Fußstapfen zu treten. Das war mir sehr wichtig.
"„Moderne“ ist für mich eine Philosophie, die in ihrer Natur verführerisch ist. Denken Sie an die frühen Modernisten, wie Corbusier, Breuer, Mies und Schindler. Bei ihrer Arbeit geht es darum, Details wegzulassen, aber es geht nicht darum, Details aus Prinzip zu begrenzen."
JO
Ist Modernismus immer noch etwas, das Sie als Designphilosophie betrachten?
GMcG
„Moderne“ als Begriff ist für mich eine Philosophie, die in ihrer Natur verführerisch ist. Denken Sie an die frühen Modernisten, wie Corbusier, Breuer, Mies und Schindler. Bei ihrer Arbeit geht es um Reduktion, aber es geht nicht darum, Details aus Prinzip zu begrenzen. Ich glaube, bei jeder Art von Design, insbesondere bei Autos, sollte es zuerst um die Proportionen gehen, dann um die Balance, dann um die Oberfläche und schließlich um die Details. Für mich persönlich geht es bei der Autogestaltung um diese Reduzierung. Jedes unserer Fahrzeuge hat im Laufe der Zeit seine eigenen Codes entwickelt – ein Range Rover hat immer ein Schiebedach, eine durchgehende Mittellinie, ein Maß an visueller Formalität an der Front und das bootstypische Heck. Aber jede Linie des Autos sollte aus gutem Grund da sein und eine Funktion erfüllen.
Wenn ich mir den Range Rover anschaue, hat er sich über fünf Generationen hinweg weiterentwickelt – er hat diese Linien, diese visuelle DNA. Vergleichen Sie den Range Rover der vorherigen mit der aktuellen Generation: Was macht den neuen Ansatz moderner? Es ist offensichtlich, dass wir die Linien reduziert haben, mit flächenbündiger Verglasung und ebensolchen Griffen. Sobald Sie den Rahmen einer Türverriegelung – wie in einem Gebäude – entfernt haben, wird sie verführerischer und sieht moderner, weicher und attraktiver aus. Und wenn Sie sich die Technologie der Scheinwerfer ansehen, dann hat sie uns ein schlankes, einfaches Beleuchtungssystem ermöglicht, obwohl es in Wirklichkeit unglaublich komplex ist. Ich sage nicht, dass Sie auf Details verzichten sollten, aber wenn Sie Details einführen, dann müssen Sie es gut machen. Für mich sollte ein luxuriöses Interieur, insbesondere im Range Rover, beruhigend wirken und den Geist anregen. Und es sollte intuitiv sein: Bei der ganzen UX-Konnektivität dreht sich ein Großteil des Designs nur noch um die Technologie und nicht mehr um das Erlebnis. Man muss das richtige Gleichgewicht finden, denn wenn man es mit dem Modernismus zu weit treibt und zu viel reduziert, vor allem bei Innenräumen, kann es anfangen, zu karg und unüberlegt zu wirken. Es geht darum, eine gute Balance zu finden.
"Ich denke, besonders für Luxusmarken ist es wichtig, eine gewisse Tradition zu haben, um in diesem exklusiven Marktsegment tätig sein zu können: Es bedeutet, dass es Sie schon lange gibt, weil Sie bewiesen haben, dass Sie etwas gut können - und auch, dass Ihre Marke beliebt ist."
JO
Spielt das „Erbe“ eine Rolle?
GMcG
Ich denke, besonders für Luxusmarken ist es wichtig, eine gewisse Tradition zu haben, um in diesem exklusiven Marktsegment tätig sein zu können: Es bedeutet, dass es Sie schon lange gibt, weil Sie bewiesen haben, dass Sie etwas gut können - und auch, dass Ihre Marke beliebt ist. Aber ich würde sagen, dass man die Vergangenheit nur „leicht touchieren“ sollte – sie ehren, aber sich nicht von ihr einschränken lassen. Für mich geht es darum, wie diese Codes weitergeführt und auf eine neue Art und Weise interpretiert werden, damit sie für heute weiter relevant sind. Wenn ich auf die Welt des Luxus blicke, ob Lederwaren, Schmuck oder Mode, machen die großen Luxusmarken eine erstaunliche Arbeit bei der Art und Weise, wie sie sich präsentieren. Sie konzentrieren sich konsequent auf Qualität, Handwerk und sind sehr gut kuratiert. Bei Hermès, Cartier und Chanel zum Beispiel ist es das Gesamterlebnis, ob es sich um die Produkte oder die Art und Weise handelt, wie sie die Marke präsentieren, wie sie ihre Showrooms aufbauen, wie sie in Sozialen Medien auftreten oder wie ihre Online-Konfiguratoren funktionieren.
Ich finde vieles davon sehr ambitioniert, und die Automobilindustrie ist zum größten Teil noch nicht auf diesem Niveau. Was wir hier bei JLR tun möchten, ist viel vergleichbarer mit der Welt des Luxus als mit der reinen Automobilindustrie. Und das muss sich auf vielfältige Weise zeigen, wobei die Kreativität durchgängig die erste Rolle spielen muss. Also wenn Sie unseren Konfigurator auf Ihrem Mobilgerät nutzen und sich die Fahrzeuge anzusehen, sehen sie dann unglaublich attraktiv aus? Sehen sie aus wie Kunstwerke? Wie können wir sie auf eine kunstvollere Art präsentieren?
JO
Was können Käufer eines Range Rover in Bezug auf den direkten Kontakt mit der Marke erwarten?
GMcG
Wir verfügen über einige großartige Autohändler auf der ganzen Welt, aber für Range Rover wollen wir etwas einführen, was wir unsere „Markenhäuser“ nennen. Neben meinem Designteam habe ich einen Architekten und eine Gruppe von Raumdesignern, die das Aussehen und Ambiente der Ausstellungsräume kreieren, ob es sich um eine Boutique, ein Autohaus oder ein Markenhaus handelt. Wir planen, vorübergehende „Momente“ auf der ganzen Welt zu schaffen, in denen wir neue Zielgruppen neben unseren bestehenden Kunden einladen, die Marke auf immersive Weise zu erleben – durch kuratierte Aktivitäten und einen persönlichen Dialog.
JO
Was macht Range Rover zum geeigneten Partner für Raffles als bevorzugten Anbieter von Luxusfahrzeugen?
GMcG
Wir teilen viele Synergien. Wie Raffles ist auch Range Rover eine Marke mit Tradition, die dennoch modern und zeitlos bleibt. Wir beide sind für beispielhaftes Design, Qualität und Originalität bekannt. So wie Raffles den Standard für luxuriöse Gastfreundschaft setzt, setzt Range Rover seit 1970 den weltweiten Standard für luxuriöse Allradfahrzeuge – beide bieten eine überzeugende Mischung aus Kompetenz, Handwerkskunst und Raffinesse. Wir sind auch zwei globale Marken: Range Rover ist einer der erfolgreichsten Luxusexporte Großbritanniens und in über 120 Ländern erhältlich. In jedem Land, in dem Sie ein Raffles Hotel finden, finden Sie zweifellos auch Range Rover.